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(c) P.Copper, Drahtlos

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2.4 Industrie-Entwicklungen

Neben diesen bahnbrechenden Erfindungen verdanken wir Drahtlos zahlreiche kleinere Verbesserungen, die eher unscheinbar bleiben. Seine finanzielle Situation veranlasste ihn oftmals dazu, auch kleinere Reparaturaufträge anzunehmen. Oft entdeckte er dabei in relativ neuen Geräten konstruktive Mängel. In einigen Fällen weisen seine Unterlagen darauf hin, dass er Schaltungen änderte, bevor er den eigentlichen Fehler gefunden hatte, ein Vorgehen, das man eher als unproduktiv bezeichnen muss, das aber aus seinem Drang nach technischen Verbesserungen verständlich wird. Jedenfalls gehen zahlreiche Verbesserungsvorschläge auf ihn zurück, die er an die Herstellerfirmen weiterleitete. Manchmal bekam er sogar eine bescheidene Vergütung dafür. Besonders freute es ihn jedoch, wenn er bei einer späteren Reparatur an einem neueren Gerät genau seinen Vorschlag realisiert fand. In zwei oder drei Fällen soll es aber durch seine Vorschläge zu ernsten Problemen bei den betroffenen Firmen gekommen sein. Drahtlos charakterisiert das Problem so:

Wenn das Muster gleich funktioniert,
Wird die Serie meist kompliziert.

Dieses Problem trat auch bei Entwicklungen auf, die er für industrielle Anwendungen durchführte. Grundsätzlich muss man Drahtlos bescheinigen, dass er sich redlich bemühte, Fehler zu vermeiden. Er entließ kein Gerät ohne ausgiebige Tests.

Der Test im Labor
Kommt dem Einsatz zuvor.

Trotzdem passierte es bisweilen, dass auch nachträglich noch Fehler auftauchten. Einmal baute er eine neue Ablaufsteuerung für einen größeren Mühlenbetrieb. Das Gerät sollte einfach nur acht Magnetventile in einem gegebenen Zeitraster nacheinander einschalten. Drahtlos verwendete eine relativ aufwendige Schaltung mit den damals noch recht neuen Germaniumtransistoren. Acht Kippstufen wurden durch Impulse jeweils von der vorigen Stufe eingeschaltet und von der folgenden ausgeschaltet. Das ganze wurde sehr sorgfältig getestet. In der Fabrik erfolgte ein neuer Test, der ebenfalls gut verlief. Darauf wurden sechs weitere Anlagen der gleichen Art bestellt und in Zweigstellen des Unternehmens eingesetzt. Genau vier Wochen nach Inbetriebnahme der letzten Anlage fielen alle Geräte praktisch gleichzeitig aus, wobei man seltsame Geräusche und verdächtige Dampfwolken beobachten konnte, die jeweils die Betriebsfeuerwehr auf den Plan riefen. Eine sorgfältige Analyse zeigte dann, dass alle Kippstufen nacheinander wie geplant eingeschaltet hatten, jedoch nie wieder aus. Dadurch kam es zu einer erheblichen Überlastung des Netzteils, wodurch die Elektrolytkondensatoren platzten. Es spricht für die gleichmäßige Qualität seiner Geräte, dass dies praktisch simultan geschah. Als eigentliche Ursache stellte Drahtlos später Pumpenmotoren fest, die gleichzeitig in allen Werken eingebaut worden waren und etwas größere Funkstörungen als die älteren Motoren verursachten. Den Auftrag aber war er los, wobei er die entstandenen Kosten selbst tragen musste.


Technische Informationen: Elektronische Maschinensteuerungen

Die fortschreitende Automatisierung in der Industrie begann bereits sehr früh. In der Anfangszeit benutzte man hauptsächlich elektromechanische Steuerungen mit Motoren, Kontakten und Relais. In Drahtlos´ ersten Berufsjahren gab es bereits erste rein elektronische Steuerungen, zuerst mit Röhren, dann mit Transistoren. Eine solche Steuerung konnte z.B. Ventile öffnen, die sonst von einem Arbeiter manuell bedient werden mussten.

Im Prinzip waren diese Steuerungen Vorläufer heutiger Computer. Baugruppen arbeiteten als elektronische Schalter, die nur zwei Zustände kannten: an oder aus. Man spricht heute auch von binärer Elektronik oder Digitaltechnik. Relais verursachen relativ häufig Störungen, z.B. weil ihre Kontakte verschmutzen. Deshalb setzt man soweit wie möglich rein elektronische Schalter (Transistoren) ein. Das Foto zeigt ältere Germanium-Transistoren, wie Drahtlos sie wahrscheinlich damals für die Mühlensteuerung eingesetzt hat. Das Grundmaterial Germanium hatte übrigens gegenüber dem heute meist verwendeten Silizium den Nachteil, dass es keine allzu hohen Temperaturen aushalten konnte.


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