Röhrenklang für die Oldie-Fete

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Die beste Ehefrau von allen feiert einen runden Geburtstag und hat sich eine Oldie-Fete mit alten Platten und angemessener Beschallung gewünscht. Am besten mit Röhren. Ich habe deshalb versucht, einen vorhanden Plattenspieler mit eingebautem Radio an zwei Röhrenradios als Stereo-Verstärker anzuschließen.

Alte Röhren
soll niemand zerstören.

(Dietrich Drahtlos)

Das Projekt stieß zunächst auf Probleme. Die internen Lautsprecher des sehr einfachen Plattenspielers hatten einen extrem schlechten Klang und liefen immer mit. Da musste ich zum Lötkoben greifen. Jetzt sind die internen Lautsprecher abschaltbar.  Das Bild zeigt auch, dass die originale Anlage keinen brauchbaren Klang haben konnte. Es war eben ein sehr einfaches Gerät, das bisher nur dazu diente, mal in die vorhanden Platten reinzuhören.

Nur über die Röhrenradios mit ihren EL84 in Klasse-A-Eintaktbetrieb und die großen Lautsprechen war es schon wesentlich besser. Allerdings lieferte der Plattenspieler viel zu wenig Tiefen. Der Klang war immer noch so schrill, dass es auch mit Notalgie nicht zu entschuldigen war. In Stellung UKW lieferte die Anlage jedoch genügend Tiefen, also lag es weder an der Kopplung noch an den Radios.

Um das Problem zu lösen habe ich mich in die Entwickler dieser Anlage versetzt. Sie hatten die edle Aufgabe, bei geringsten Kosten etwas zu bauen, was gerade noch über einen Discounter zu verkaufen wäre. Also wurde ein Kristallsystem verwendet. Da die Lautsprecher im selben Gehäuse unter dem Plattenspieler werkeln, bestand die Gefahr, dass die Nadel springt. Daher musste man die Tiefen reduzieren. Merkt sowieso keiner, bei den Lautsprechern. Und wie reduziert man die Tiefen bei einem Kristallsystem? Das wusste ich noch aus früheren Fehlversuchen, indem man es nämlich mit einem geringen Eingangswiderstand des Verstärkers belastet. Also war die Vermutung, die haben da irgendwo Widerstände deutlich unter 100 k eingebaut. Gesucht, gefunden: Auf der kleinen Platine am Plattenspieler gab es genau diese Parallelwiderstände mit 22 k. Also musste wieder der Lötkolben aufgeheizt werden, um zwei Widerstände einseitig aus der Platine zu lösen.

Damit hatte die Gesamtanlage einen angenehmen Klang. Die beste Ehefrau von allen war jedenfalls zufrieden. Noch einmal musste alles aufgeschraubt werden, und zwar weil die alten Single-Platten mit 45 U/Min weiter nach innen bespielt waren, als es sich die Entwickler im fernen Osten vorstellen konnten. Ich musste deshalb die Abschaltautomatik außer Betrieb setzen. Nach dieser letzen Änderung war alles fit für die Party. Und es war ein voller Erfolg, da wurde kräftig getanzt. Die Oldie-Fete lief bis tief in die Nacht, schön laut und mit ganz viel Bier.




Der Klang der Anlage war dann übrigens vor allem unter den jüngeren Gästen umstritten. Ein Hardcore-HiFi-Fan mit einer Vorliebe für Dolby Surround kann natürlich nichts damit anfangen. Aber meine Schwiegermutter hat es auf den Punkt gebracht: Das klingt genau wie früher. Und das war das ja das Ziel.


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