Das Elektronik-Logbuch

Notizen und Tipps von Burkhard Kainka

30.4.2010 Handynetzteil ohne Entstörung


Letztens war ich am verkaufsoffenen Sonntag mit meiner Frau in der Stadt unterwegs. Da lag ein handliches kleines Handynetzteil mit angerissenem Kabel auf dem Pflaster. Wie es dahin kam weiß ich nicht. Vielleicht durch einen Ladendieb, dem der Kaufhausdetektiv ein geklautes Handy entrissen hat, wobei der Dieb das Netzteil noch festgehalten haben muss und es dann später frustriert wegwarf? Oder es war die Folge eines Beziehungsdramas, bei dem sie ihm das Handy an den Kopf warf und er sie mit dem Ladegerät verfehlte, das dann zum offenen Fenster herausflog. Egal, jedenfalls war es klein und handlich, und ich konnte es in der Jackentasche verschwinden lassen ohne die beste Ehefrau zu erzürnen.

 

Die Anschlussdaten auf dem Typenschild sagen 5,7V und 800 mA. Zuhause habe ich nachgemessen. Es funktioniert noch und bringt auch im Leerlauf erstaunlich genau die angegebene Spannung. Da es sowieso schon halb aufgesprungen war habe ich natürlich reingeschaut. Und was muss ich da sehen? Keine Entstörung irgendeiner Art! Der Vierweggleichrichter versorgt den Wandler ohne jeden Ladeelko. Geglättet wird erst sekundär. Klar, dass damit jede Menge Schmutz auf die Netzleitung geht, zur Freude der  Mittelwellenhörer. Wie durch ein Wunder trägt das Netzteil aber trotzdem ein CE-Zeichen.

 

Ein Blick auf die Lötseite zeigt sehr geringe Abstände zwischen Sekundär- und Primärseite. Zwar gibt es einen schönen Isolationsschlitz unter den Trafo, an anderer Stelle kommen sich beide Bereiche aber wieder sehr nahe. Was soll die Kleinlichkeit, das Handy hat ja auch noch eine Isolierung. Ich will auch gar nicht meckern, denn erstens war das Teil umsonst und zweitens weiß ich, wie die Hersteller ausgequetscht werden. Jedes Jahr muss es noch ein paar Prozent billiger werden. Da wird man notgedrungen kreativ wenn es darum geht, unnötige Bauteile und Platinenfläche einzusparen.