Max der Waschbär

4 Ein Waschbär beim Bäcker




Bei den Schätzen der Kinder gibt es auch ein paar kleine glänzende Scheiben, die Onkel Linus „Geld“ nennt. Er hat auch die passende Geschichte dazu, wie immer, wenn man ihn was fragt:

Mein Freund Kalle hatte mal so ein Geldstück, und er hat sogar herausgefunden, wozu es gut ist. Aber eins sage ich euch gleich, was der Kalle macht, das darf man nicht nachmachen. Der ist so ein richtiger Draufgänger, würde mich nicht wundern, wenn das irgendwann mal schief geht. Jedenfalls ist er mit seinem Geldstück ganz früh am Morgen runter ins Dorf gegangen und hat sich neben der Bäckerei versteckt. Dann hat er ganz lange beobachtet, was da passiert. Die Menschen legen Geld auf den Tisch und bekommen dafür Brot oder Kuchen oder was sie wollen. Kaufen nennen sie das, und das ist so eine Art Tauschen, also Geld gegen was Nützliches.

Nachdem er sich das eine zeitlang angesehen hat wollte er es auch machen. Als dann gerade keiner außer der Bäckerin im Laden war ist er rein gegangen und hat sein Geld auf den Tisch gelegt. Die Bäckerin hat laut angefangen zu kreischen, ist in die Backstube gerannt und hat von innen die Tür abgeschlossen. Also durfte Kalle sich selbst aussuchen, was er kaufen wollte. Er hat dann auch kräftig aufgeladen und konnte kaum noch alles schleppen, als er aus dem Laden kam. Richtig stolz war er, zum ersten mal selbst eingekauft! Aber plötzlich kommt der Bäcker laut schimpfend mit einem großen Besen angerannt. Kalle konnte aber nicht so gut rennen, weil er überladen war. Auf dem kurzen Weg bis zum Waldrand hat er dann alles verloren. Er war richtig sauer. Mein Geld nehmen sie gerne, und dann so eine Behandlung! In diesem Laden kaufe ich nie mehr ein, sagt er immer.

Mutter schaute Onkel Linus böse an. So etwas erzählt man kleinen Waschbär-Kindern nicht! Es ist noch nie etwas Gutes dabei herausgekommen, wenn Waschbären und Menschen sich zu nahe kommen. Denkt allein mal an die vielen Waschbären, die von Autos überfahren werden. Wir wohnen im Wald, und damit basta.
 
Vater wusste auch warum: Ursprünglich stammen wir aus Amerika, sagte er. Da gab es genügend Platz, aber ganz ungefährlich war es da auch nicht. Dort gibt es nämlich große Tiere, die uns Waschbären gerne fressen. Später sind dann einige unserer Vorfahren mit einem Schiff über das große Meer gekommen, aber nicht freiwillig, sondern als Gefangene. Sie mussten in Käfigen leben, weil die Menschen ihr Fell haben wollten. Schrecklich! Dann ist einigen die Flucht gelungen. Jetzt leben wir hier im Wald und werden immer mehr. Hier geht es uns gut. Aber Mutter hat recht: Haltet euch von den Menschen fern!

 
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(C) P.Kutsch und B. Kainka